Fußball im TV: „Studio Pille-Palle“ und das „EM-Studio“ – Tiefer, immer tiefer unter die Gürtellinie - WELT

Es gibt TV-Absurditäten im Laufe einer Fußball-Europameisterschaft, an denen man spätestens während spielfreier Tage kaum mehr vorbeikommt…

Bayerns Anti-Drug-Lord Markus Söder gehört definitiv dazu! Schnaps-schlürfend (Küstennebel/21,8 Prozent) breitete er jetzt in Ina Müllers Kult-Sendung aus der Hamburger Hafenkneipe „Schellfischposten“ Intimes aus der pickligen Jugend aus. Sub-Text: ‚Gesoffen werden darf allerweil, gekifft fei gar ned!‘

Ja, mei! Sie denken, viel unangenehmer geht nicht? Dann sind Sie ganz offensichtlich noch nicht ins EM-Begleitprogramm abgedriftet. Wir haben da mal zwei Sendungen für Sie geschaut ...

„Studio Pille-Palle“ (MagentaTV)

Sollten Sie das 32-minütige Late-Night-Format mit Schauspieler Fahri Yardim und Ex-Nationalspieler Jonas Hector anschauen wollen, halten Sie ihren Telekom-Jugendschutz-Pin bereit – sie benötigen ihn!

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Blut, Fouls und Fäkalsprache! Während Jan Henkel (50/der Jörg Schönenborn unter den Fußball-Sezierern) im Magenta-EM-Programm zuvor regelmäßig mit dem besten, weil transparentesten Spiel-Analysen im Fernseh-Fußball glänzt, gibt es bei Yardim und Hector fast ausschließlich ANALytisches. Für wen das Gefühl von Fremdscham bei Yardims Kult-Serie „Jerks.“ zur regelrechten Sucht wurde, der lernt im „Studio Pille-Palle“, dass das Gefühl von Peinlichkeiten auch nachhaltig verstören kann.

Moderator Fahri Yardim
Moderator Fahri Yardim
Quelle: picture alliance/dpa/Gregor Fischer

Folge 1: Rastlos-Yardim („Von Herzchakra bis Windelbereich – wir sind die Nachgeburt. Der kleine Verdauungsschnaps.“) kopuliert sich auf dem Boden wälzend mit einem Box-Dummy. Hector („Emotional bin ich nicht aufgebraucht“) wirkt teils peinlich berührt.

Folge 2: Yardim wirkt etwas kontrollierter, beleidigt dann aber erst mal das Studio-Publikum: „Wir haben heute nach innerer Schönheit eingeladen.“ Anschließend knabbert er angeblich Kot, den ihm jemand in seinen Zuchtrasen gelegt hat. Was soll der Sch.?

Folge 3: Yardim („Der Schließmuskel sagt Halleluja-Dingdong! Kacka am Fuß.“) offenbart erneut, dass er – nach Siegmund Freund – irgendwie in seiner analen Phase (18. Monat bis 3. Lebensjahr) hängen geblieben scheint. Zu Spaniens Wunderkind Lamine Yamal (16) fällt ihm ein: „Keine Haare am Sack, aber im Puff einen auf Zidane machen.“ Bei Österreich-Trainer Ralf Rangnick beobachtet er „Ohrläppchen-Knabbern“ und attestiert ihm eine „harte Zitze“ beim Jubel mit Torschütze Christoph Baumgartner. Yardim („Wir sind sexpositiv“) so unangenehm wie die Mückenplage im DFB-Camp.

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Folge 4: Tiefer, immer tiefer unter die Gürtellinie! Getreu dem Motto „Im Land der kleinen Pillemänner“ (Yardim, wer sonst?!?) widmet man sich dem am Boden liegenden Italiener Riccardo Calafiori und einer Beule in der Hose. Yardim sinniert: „Voll- oder halbsteif?“ Das Niveau: Vollkatastrophe.

Telekom-TV-Chef Arnim Butzen hatte vor dem Staffel-Start angekündigt, „innovative TV-Unterhaltung“ machen zu wollen: „Wir haben den Mut, etwas Neues auszuprobieren. Fahri und Jonas (...) werden die Fußball-Fans mit ihrem unkonventionellen Humor begeistern.“

Improvisations-TV mag bei einer Serie wie „Jerks.“ super funktionieren. Als EM-Verlängerung ist es ein Rohrkrepierer. Wie ist Hector bloß in dieses sinnfreie Anarcho-Format geraten? Hat er tatsächlich gedacht, der neue Christian Ulmen (kongenialer „Jerks.“-Partner von Yardim) zu sein?

„EM-Studio“ (RTL)

Was Elton sich wohl dabei gedacht hat, als er die Moderation der täglichen RTL-Sendung „EM Studio“ übernommen hat? Wahrscheinlich: ‚Wird von „Raab TV“ produziert, gibt Kohle – muss ich machen.‘

Konsequenz: Die nächtliche Waschbären-Invasion auf Kassels Straßen zu beobachten ist interessanter als diese Oberflächen-Show. Nahezu in jeder Folge wirkt Motto-T-Shirt-Träger Elton (bürgerlich: Alexander Duszat) desinteressiert bis miserabel vorbereitet. Der Versuch, Info- und Unterhaltungsfernsehen zu kombinieren, hat bei RTL nicht gezündet. Die Quittung: ein Quoten-Flop. Da helfen auch die Jux-Einspieler von „TV Total“-Stimme Manfred Winkens und ein Playback-Auftritt von Peter Schilling (68/„Völlig losgelöst“) wenig. Vieles wirkt gezwungen und nur fürs Werbeumfeld geschaffen.

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Gerade noch verkündet Elton, dass es mit dem Trikot-Tausch zwischen Ronaldo und Georgien-Held Chwitscha Kwarazchlia nicht geklappt hat, schon spielt die Regie ein Video von Kwarazchlia mit CR7-Trikot in der Kabine ein. Blamieren und blamieren – so geht das täglich in Eltons EM-TV.

Zum Glück gibt es Ausgaben, die Kollegin Jana Wosnitza (sprang für den erkrankten Jan Köppen ein) präsentiert. Ein Segen. Genau wie die bewundernswerte Ruhe der Experten Thomas Helmer und Felix Kroos, die ihre Langeweile oft sichtlich unterdrücken müssen. Sogar Europameister Mario Basler wirkt im Elton-Umfeld plötzlich geläutert und erfrischend: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir mal so eine Mückenplage hatten – aber wir waren ja auch meistens nie im Hotel ...“

Absurdes aus der EM-Nische – zum Glück geht es am Wochenende mit den Achtelfinalspielen weiter.

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Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) recherchiert und zuerst in BILD veröffentlicht.

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